Konzept des Seniorenrates der Stadt Nortorf

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Leitbild

Arbeit des Seniorenrates

Zustandsbild über die Situation der Senior:innen

Eigene Erkenntnisse

Kenntnisse von Amts wegen

1. Bevölkerungsentwicklung

2. Stadt- und Ortsentwicklung

3. Infrastruktur und Lebensqualität

4. Versorgungsstrukturen in allen Ortsteilen

5. Gesundheit

6. Bürgerbeteiligung und Vernetzung

7. Wohnraumgestaltung

8. Seniorenbüro

9. Verkehrsinfrastruktur und Mobilität

10. Quellen

Vorwort

Liebe Nortorfer Senior:innen, liebe Nortorfer Bürger:innen,

vor nunmehr 31 Jahren wurde in Nortorf der Seniorenrat gegründet.
In dieser Zeit hat der Seniorenrat einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Stadt Nortorf geleistet. Nicht nur durch gesellige Veranstaltungen für Senior:innen, Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und Mitwirkung bei übergeordneten und überregionalen Seniorenvertretungen, sondern auch in örtlichen politischen Gremien und Ausschüssen hat der Seniorenrat den Einfluss der Nortorfer Senior:innen geltend machen können.
Auch in Zukunft muss sich der Seniorenrat neuen Herausforderungen stellen.
Die Menschen werden immer älter, drohende Altersarmut, neue und höhere Anforderungen an stationäre- mobile- bzw. häusliche Pflege, Barrierefreiheit im täglichen Leben und vieles mehr, fordern vom Seniorenrat immer wieder neue Überlegungen und Engagement.

Damit für die Zukunft durch den Seniorenrat eine kontinuierliche Arbeit geleistet werden kann, hat der Seniorenrat das nachstehende Konzept erarbeitet.
Für Außenstehende soll es einen Einblick geben in die Arbeit und Vorhaben des Seniorenrates
Dieses Konzept ist kein Dogma, sondern ein Leitfaden und wird deshalb laufend überprüft und ggf. den jeweiligen Verhältnissen angepasst werden.

Manfred Richter
Vorsitzender des Seniorenrates der Stadt Nortorf

 

 

 

Leitbild

Oberstes Leitbild des Seniorenrates der Stadt Nortorf sind Würde und individuelle Freiheit des Menschen. Der Seniorenrat baut auf die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft zu übernehmen. Der Seniorenrat wirkt unter der Voraussetzung "So viel Freiheit wie möglich, so wenig Eingriff wie nötig". Er vertritt die Interessen und Belange der Senior:innen in der Gesellschaft unter Beachtung der individuellen Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit.

Arbeit des Seniorenrates

Der Seniorenrat ist die Interessenvertretung der Senior:innen der Stadt Nortorf. Senior:innen sind die Gesellschaftsgruppe der Menschen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr. Ziel der Arbeit des Seniorenrates ist es, Leben und Dasein der Senior:innen bis ins hohe Alter so attraktiv, lebenswert und unbeschwert wie möglich zu gestalten. Der Seniorenrat berät und unterstützt die politisch Verantwortlichen der Stadt Nortorf bei der Ausgestaltung einer seniorengerechten Politik. Er ist dabei parteipolitisch unabhängig.

Darüber hinaus unterstützt der Seniorenrat die Belange anderer Gesellschaftsgruppen, zum Beispiel von Kindern und Jugendlichen.

Der Seniorenrat ist sich der unterschiedlichen Interessen der Gesellschaftsgruppen bewusst und berücksichtigt diese bei seiner Arbeit. Er sucht den Konsens mit anderen Interessenvertretungen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Er wirkt mit für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Integration sowie der Verhinderung von Spaltung und Ausgrenzung.

Im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligt sich der Seniorenrat in Gremien wie dem Kreisseniorenbeirat, dem Landesseniorenrat und anderen.

Der Seniorenrat trägt mit eigenen Veranstaltungen und Aktivitäten zu Information und Unterrichtung und Geselligkeit der Senior.innen bei.

Zustandsbild über die Situation der Senior:innen

Grundlage für die richtige und wirkungsvolle Interessenvertretung der Senior:innen ist ein ständig aktuell gehaltenes Zustandsbild über die Situation der Senior:innen, über die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Situation dieser Gesellschaftsgruppe. Ohne dieses Zustandsbild lässt sich keine Notwendigkeit zum Handeln ableiten.

Das Zustandsbild ergibt sich aus mittel- und langfristig gültigen demografischen Daten und Informationen, sowie aus kurzfristigen Erkenntnissen des alltäglichen Geschehens.

Bei der Erstellung des Bildes der Situation sind die Wünsche und Bedürfnisse der Senior:innen zu ermitteln und zu berücksichtigen. Es ist festzustellen, welcher Bedarf besteht und was zur Bedarfserfüllung beiträgt. Dabei muss frei von Ideologie und Aktionismus vorgegangen werden. Dennoch handelt der Seniorenrat auch initiativ und entwickelt eigene Gedanken und Vorstellungen für das gemeinschaftliche Leben.

Das Zustandsbild kann sich auf folgenden Daten begründen:

Eigene Erkenntnisse

  • Eigene Veranstaltungen des Seniorenrates

  • Seniorensprechstunde (Seniorenbüro)

  • Öffentliche und nichtöffentliche Sitzungen des Seniorenrates

  • Sonstige Kenntnisnahme

Kenntnisse von Amts wegen

  • Teilnahme an den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung und der Ausschüsse

  • Sozialbericht der Stadt Nortorf

  • Sonstige Informationen durch Politik und Behörden

 

1. Bevölkerungsentwicklung

Die mittelfristige Bevölkerungsprognose1) von 2014 bis 2030 für die Stadt Nortorf:

  • Altersgruppe Ü65: Anstieg von 1713 auf 2070 (+21%)

  • Altersgruppe 20 – 65: Abstieg von 3683 auf 3110 (-16%)

  • Altersgruppe U20: Abstieg von 1229 auf 1000 (-19%)

Daraus abgeleitet die Prognose für die Altersgruppe der Senior:innen (Ü60):

  • Altersgruppe Ü60: Anstieg von 23812) auf ca. 2880 (+21%)

Der Anteil der Jüngeren fällt, der Anteil der Senior:innen steigt. Unsere Gesellschaft in Nortorf altert. Es müssen verstärkt Maßnahmen ergriffen werden, um der steigenden Anzahl von Senior:innen ein freies, individuelles Leben in Selbstbestimmung und Sicherheit zu ermöglichen. Dabei sind vor allem Erscheinungen wie altersbedingte Krankheiten, Gebrechlichkeit, Altersarmut und Vereinsamung zu berücksichtigen.

Es ist eine kontinuierliche Datenerfassung und Aufbereitung der Bevölkerungsentwicklung notwendig, damit der Seniorenrat seine Arbeit darauf ausrichten kann. Hierzu sollte die Stadt Nortorf dem Seniorenrat jährlich einen Bericht zur Situation der Senior:innen mit folgendem Inhalt zur Verfügung stellen:

  • Demografische Entwicklung mit Angaben über Zu- und Abwanderung innerhalb der Bevölkerung.

  • Fakten und Zahlen zu Altersarmut und Vereinsamung in der Stadt Nortorf.

Die Menschen werden immer älter und die Zahl der Alten und Hochbetagten wird auch in Nortorf steigen.

Die Anzahl der Jungen wird sinken, nicht nur aufgrund der Geburtenrate, sondern weil sie die Stadt verlassen, um in anderen Regionen ihrem Lebensunterhalt nachzugehen.

Die Alten bleiben zurück. Mehr alte, hilfs- und pflegebedürftige Menschen werden nicht durch ihre Familienangehörigen betreut werden können. Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt können hier mildernd wirken, wenn sie denn zur Verfügung stehen. Sie können jedoch eine Stadtentwicklung mit entsprechenden professionellen Angeboten nicht ersetzen

Der Seniorenrat setzt sich dafür ein, dass die Stadt Nortorf genügend Lebensraum bietet, der es Senior:innen ermöglicht, bis ins hohe Alter ein selbstständiges Leben zu führen. Hierzu zählen sowohl Individualität, als auch  gesellschaftliche Teilhabe.

Alle Möglichkeiten der Pflege müssen vor Ort vorhanden und an den Bedarf der Senior:innen angepasst sein

Stadt- und Ortsentwicklung sowie öffentliche Bauvorhaben müssen den Ansprüchen an Lebensqualität und Mobilität für Senior:innen gerecht werden. Sie werden durch den Seniorenrat im Rahmen seiner Möglichkeiten beobachtet, kommentiert und gefordert.

Der Seniorenrat setzt sich für Schaffung, Erhalt und Verbesserung einer seniorengerechten Infrastruktur ein.

Er richtet dabei seine besondere Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten zum Einkaufen sowie die Präsenz der medizinischen und der pflegerischen Dienste. In Nortorf steht eine effektive und effiziente Zentralisierung (Clusterbildung) im Gegensatz zur wohnungsnahen Verbreitung in der Fläche. Es ist deshalb durch geeignete Maßnahmen sicher zu stellen, dass auch  Senior:innen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit Zugang zu diesen Dienstleistungen erhalten.   

Zur Lebensqualität gehören Freizeitangebote und Begegnungsstätten, die auf die  Belange der Senior:innen ausgerichtet sind. Wünsche und Bedürfnisse der Senior:innen hierzu müssen, auch durch den Seniorenrat,  kontinuierlich ermittelt werden.

Die Pflege sozialer Kontakte ist wichtig für die Lebensqualität der Senior:innen. Der Seniorenrat leistet mit eigenen Aktivitäten seinen Beitrag zur sozialen Kontaktpflege.

Die Versorgungssituation in Nortorf zeigt einen gut versorgten Ortskern, mit Geschäften mit Waren des täglichen Lebens sowie Dienstleistern aller Art.

Umgeben ist dieser Ortskern von einer weit verzweigten Wohnlandschaft mit größeren Entfernungen zum Ortskern. 

Für Senior:innen mit eingeschränkter Bewegung kann das Erreichen der Geschäfte Probleme verursachen.

Berücksichtigt man zusätzlich die Menschen in den Amtsgemeinden, erweitert sich der Umkreis der Peripherie mit nicht ausreichender Versorgung und Dienstleistung. Die Menschen sind zu hoher Mobilität gezwungen, um ihren Bedarf im Zentrum der Stadt Nortorf oder in den nächsten größeren Nachbarstädten zu decken.

Der Seniorenrat unterstützt Maßnahmen im Bereich des Wohnungsbaus, der Verkehrsinfrastruktur und im Dienstleistungswesen, um Senior:innen das Erreichen des  Ortskern zu erleichtern, den Zugang zu Waren und Dienstleistungen zu gewährleisten und ihre Eigenständigkeit zu sichern, oder regt diese an. 

Im Leben des Menschen ist die Gesundheit ein wichtiges Gut. Sie unterstützt Selbstbestimmtheit und Erhalt der menschlichen Würde und individuellen Persönlichkeit auch im hohen Alter.

Leider nehmen Gesundheit und Rüstigkeit mit zunehmendem Alter ab. Die Menschenwürde darf hierdurch in keinem Fall beeinträchtigt werden. Unzumutbarer Einfluss auf die Selbstbestimmung ist auszuschließen.

Deshalb bedarf es auch in Nortorf einer auf Seniorenbelange abgestimmten Gesundheitsvorsorge, die es Menschen bis ins hohe Alter ermöglicht, frei, selbstbestimmt und würdevoll zu leben.

Für eine gute Gesundheitsvorsorge und Behandlung ist eine ausreichende Ärztekapazität sowie Facharztdiversität notwendig.

Nortorf hat eine gute Versorgung in der Allgemein- und Zahnmedizin.

Bei Fachärzt:innen besteht Verbesserungsbedarf, da Patienten bestimmte Fachärzt:innen in den größeren Nachbarstädten aufsuchen müssen. Für Senior:innen kann dies mit belastenden Reisen und Aufenthalten verbunden sein.

Der Seniorenrat setzt sich dafür ein, dass die Möglichkeit der Behandlung vor Ort durch unterschiedliche Fachärzt:innen verbessert wird. Es ist zu prüfen, ob eine Versorgung durch ein ambulantes Facharztzentrum realisierbar ist. Darüber hinaus achtet er darauf, dass eine ausreichende ärztliche Grundversorgung kontinuierlich gesichert ist.

Die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln ist in Nortorf durch Apotheken und ein Sanitätshaus gut gewährleistet. Es ist darauf zu achten, dass dieser Zustand erhalten bleibt.

Es ist sicherzustellen, dass vor Ort ausreichend therapeutische Möglichkeiten vorhanden sind.

Ein wichtiges Standbein der Gesunderhaltung ist die Prävention. Sie sollte noch vermehrt auf die Belange der Senior:innen ausgerichtet werden. Seniorensport trägt zur persönlichen Mobilität bis ins hohe Alter bei und fördert gleichzeitig die Geselligkeit. Der Seniorenrat unterstützt alle Maßnahmen zur Gesundheitsprävention für Senior:innen und trägt zur Entwicklung von Maßnahmen in Zusammenarbeit mit entsprechenden Anbietern bei.

Eine zunehmende Anzahl von Senior:innen wird zukünftig pflegebedürftig werden. Die demografische Entwicklung erschwert die häusliche Pflege durch die Familie. Es ist deshalb notwendig, dass auf alle individuellen Möglichkeiten angepasster Pflege vor Ort zugegriffen werden kann.

Pflege darf nicht entmündigen. Pflege muss sachlich und örtlich so erfolgen, dass der/die zu pflegende Senior:in sich wohl und verstanden fühlt. Wichtige Kriterien sind hier der Erhalt der Häuslichkeit, die Stärkung der Selbsthilfe und die Sicherung der Teilhabe an der Gesellschaft. Diese stellen sicher, dass Senior:innen bis ins hohe Alter so selbstbestimmt wie möglich ihr Leben gestalten können und die Hilfe erhalten, die notwendig ist, ohne zu bevormunden.

Der Seniorenrat achtet darauf, dass in Nortorf die vielfältigen Möglichkeiten der Pflege ausreichend vorhanden sind und zur Anwendung kommen. Die Bandbreite reicht von unterstützenden Maßnahmen der Tagespflege bis zum klassischen Pflegeheim für schwerkranke oder demente Senior:innen. Der Seniorenrat setzt sich auch für neue, unkonventionelle Pflegemodelle, zum Beispiel Wohn- und Pflegegemeinschaften, ein.

Der Seniorenrat wirkt im Dialog mit Pflegedienstleistern und kommunalen Behörden an der ständigen Verbesserung des Pflegesystems mit.

Der Seniorenrat trägt mit seinen eigenen Veranstaltungen zur Information, Unterrichtung und Unterstützung der Senior:innen in gesundheitlichen Fragen und Gesundheitsprävention bei.

Die Einbindung der Senior:innen in die Gesellschaft ist wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens der Generationen. Menschen muss bis ins hohe Alter die Teilhabe an wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen und Errungenschaften möglich sein.

Aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe- und situationen muss dabei das Zusammenleben von Senior:innen unter sich als auch von Senior:innen gemeinsam mit Jungen betrachtet und gefördert werden.

Senior:innen müssen, ähnlich wie Jugendliche, verlässliche Treffpunkte haben, wo sie ungezwungen zusammenkommen und gemeinsamen Interessen nachgehen können.

Außer der Geselligkeit können diese Treffpunkte gleichzeitig zur Unterrichtung und Weiterbildung der Senior:innen dienen. 

Wirtschaft, Vereine, Schulen und sonstige Dienstleister sollten hierzu auf Seniorenbelange abgestimmte Angebote erstellen und bereithalten. Der Seniorenrat wird hierzu den ständigen Dialog mit Vertretern aus diesen Bereichen und Organisationen führen. 

Eine große Rolle spielen dabei neue technische Möglichkeiten, z. B. Digitalisierung, sowie die Mobilität der Senior:innen. Diese sind zu nutzen und zu stärken.

Dabei ist darauf zu achten, dass zunehmende Digitalisierung und Effizienzsteigerung nicht dazu führt, dass Senior:innen von Dienstleistungen und Teilhabe entkoppelt werden. Hier sind die notwendigen Schnittstellen (Übergänge) zwischen digitaler und analoger Welt bereitzustellen und zu pflegen.

Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe sind weitere Pfeiler der Integration von Senior:innen in die Gesellschaft. Hier können Senior:innen sowohl Unterstützung erfahren als auch selbst zur Unterstützung anderer beitragen. Der Seniorenrat setzt sich konsequent für die Stärkung von Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe ein.

Der Seniorenrat trägt mit eigenen Veranstaltungen und Aktionen zur Integration und Vernetzung der Senioren in das öffentliche Leben bei.

Der Seniorenrat dringt auf eine seniorengerechte Wohnungsbaupolitik. Er beteiligt sich durch Mitsprache in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gremien, um die Versorgung mit seniorengerechtem Wohnraum sicherzustellen und zu verbessern und wird bei Bedarf auch von sich aus aktiv.

Wohnraum in Nortorf muss für unterschiedliche Lebensentwürfe bereitgestellt werden, innerhalb derer sich Senior:innen integriert und gut aufgehoben fühlen. Diese Lebensentwürfe erfordern Wohnraum für:

  • Familien unter sich
  • Familien und Senior:innen
  • Senior:innen unter sich
  • Alleinstehende aller Altersgruppen
  • Wohngemeinschaften
  • u. a.

Ein zentraler Punkt sind Preise und Erschwinglichkeit von Wohnraum. Es muss sicher gestellt werden, dass sich jeder in Nortorf den für ihn notwendigen Wohnraum leisten kann. Für Senior:innen gilt dies unter besonderer Berücksichtigung des Problems der Altersarmut. Der Seniorenrat setzt sich ein für Schaffung und Erhalt bezahlbaren Wohnraums sowie der notwendigen sozialen Unterstützung der Senior:innen, um in geeigneten Wohnungen leben zu können.

Es werden zukünftig mehr Wohnungen benötigt, die auf die Bedürfnisse der Senior:innen zugeschnitten sind. Hier kommt es auf Barrierefreiheit sowie technische Ausstattung und Komfort für Senior:innen an. Der Seniorenrat wird die Entwicklung von Bausubstanz und Wohnungsmarkt in Nortorf sorgfältig auf Seniorengerechtigkeit beobachten und Hinweis auf Verbesserungen geben. 

Es ist abzusehen, dass in Zukunft vermehrt kleiner Wohnraum für Alleinstehende benötigt wird. Dies werden vermehrt auch alleinstehende Senior:innen sein, die mit ihrem bisherigen Familienwohnraum überfordert sind und deshalb eine Verkleinerung wünschen. Darüber hinaus muss damit gerechnet werden, dass Menschen im Alter einen Wohnraumwechsel vom Stadtrand und von den Amtsgemeinden in zentrale Lage wünschen, um bei abnehmender persönlicher Mobilität eine leichtere Erreichbarkeit von Geschäften und Dienstleistungen zu erhalten. 

Nicht nur Wohnraum, sondern auch Wohnumgebung der Senior:innen sollte attraktiv und lebenserleichternd sein. Die Wohnumgebung sollte generationengerecht und barrierefrei gestaltet werden und durch adäquate Verkehrsanbindungen die Mobilität der Senior:innen sicherstellen.

In Nortorf muss sichergestellt sein, dass ausreichend Betreuungsplätze für Senior:innen mit Pflegebedarf vorhanden sind. Dies ist gerade deshalb wichtig, um ein Herausreißen aus dem gewohnten kommunalen und sozialen Umfeld bei eintretender Pflegenotwendigkeit zu vermeiden.

Die Pflegeplätze sollten in ihrer Vielfalt die unterschiedlichen Pflegenotwendigkeiten und persönlichen Bedürfnisse der Senior:innen abdecken. Es sind deshalb nicht nur traditionelle Alten- und Pflegeheime mit intensiver Betreuung vorzuhalten, sondern zukünftig auch vermehrt Seniorenwohngemeinschaften, betreuter Wohnraum, Kurz- und Tagespflege anzustreben.

Um die Präsenz des Seniorenrates in der Öffentlichkeit sicherzustellen und zu verbessern, wird angestrebt, ein Seniorenbüro, nach Möglichkeit bürgernah im Rathaus, einzurichten und zu betreiben. Das Seniorenbüro sollte gleichzeitig uneingeschränkt verfügbarer Arbeitsraum für den Seniorenrat und dessen Arbeitsgruppen sein.

Nach der Einrichtung eines Seniorenbüros  ist dieses Anlaufstelle für Senior:innen mit Informations- und Hilfsbedarf. Es dient gleichzeitig als Kontaktstelle zum Austausch und der Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Hierfür bietet der Seniorenrat wöchentliche Seniorenfragestunden an.

Weiterhin arbeitet das Seniorenbüro mit anderen vor Ort befindlichen kulturellen, sozialen und ehrenamtlichen Einrichtungen zusammen und unterstützt Senior:innen bei der Kontaktvermittlung zu diesen.   

Darüber hinaus wird das Seniorenbüro als Schulungsraum für interne Weiterbildungsmaßnahmen des Seniorenrates genutzt.

Die Verkehrssituation in Nortorf ist gekennzeichnet durch die den Ortskern durchschneidende Bahnlinie sowie die Verkehrsader zwischen Kiel und Itzehoe mit hoher Verkehrsfrequenz. Dies führt zu einer Vierteilung der Stadt.

Für Senior:innen mit eingeschränkter Mobilität ist die Überquerung dieser Verkehrsadern eine Herausforderung. Der Seniorenrat setzt sich dafür ein, das die Verkehrssituation durch Maßnahmen der Verkehrssicherheit und der Verkehrsberuhigung für Senior:innen erträglich gestaltet wird. Weiterhin unterstützt der Seniorenrat Maßnahmen zur Emissions- und Geräuschreduzierung.

Die Stadt Nortorf hat einen gut versorgten Ortskern mit Geschäften und Dienstleistern, umgeben von einer Peripherie ohne bzw. mit eingeschränkten Versorgungsmöglichkeiten. Der Zugang zum Ortskern ist mit Kraftfahrzeugen problemlos, mit Fahrrad und zu Fuß ohne gesundheitliche Einschränkungen relativ problemlos möglich. Mit Bewegungseinschränkungen können die Strecken in die Stadt zu Fuß, mit Rollator oder E-Mobil lang und herausfordernd werden.

Der Seniorenrat setzt sich für die Schaffung und Verbesserung einer seniorengerechten Verkehrsinfrastruktur ein.

Er unterstützt Maßnahmen, die Senior:innen die E-Mobilität erleichtern, z. B. durch Einrichtung von Lademöglichkeiten für E-Mobile in Wohnräumen und in der Öffentlichkeit.

Künftige individuelle Einrichtungen der Personenbeförderung wie Bürgerbus oder Bürgertaxi werden durch den Seniorenrat ebenso befürwortet wie die vermehrte Verfügbarkeit von Lieferdiensten, um Senior:innen den selbstständigen Zugang zu Waren und Dienstleistungen zu sichern.

Insgesamt tritt der Seniorenrat dafür ein, dass Begehung und Befahrung des öffentlichen Verkehrsraums für Senior:innen und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen kontinuierlich erleichtert und verbessert wird

1) Ortskernentwicklungskonzept der Stadt Nortorf 06.12.2019

2)  Daten des Amtes Nortorf Land vom August 2020

Broschüre "Konzept des Seniorenrates der Stadt Nortorf" PDF-Download